Vollsperrung
Letztes Wochenende war ich mal wieder in Berlin, und wie jedes Mal bin ich auch diesmal wieder am Sonntag viel später als geplant und schwer verstrahlt die A24 zurück nach Hamburg gekrust, naja, was man so krusen nennt, wenn einem die Straße vor der Nase zugemacht wird. Vollsperrung, nichts geht mehr, sogar der Standstreifen ist dicht. Mir ist sowas ja immer fast egal, also nicht völlig, aber doch ziemlich. Ich brauche mir nur die steinige Miene der Beifahrerin im neuen 5er neben mir anzusehen, und das nervösen Straßenkartengeblätter ihres Ehe- und Steuermanns neben ihr. Dann bekommt die verlorene Zeit eine gewisse Qualität. Oder die drei schweigenen Polen in ihrem Toyota, die sich über mangelnden Zigaretten- und Bierproviant bestimmt keine Sorgen zu machen brauchen, womöglich sind die sogar auf E. Oder das junge Paar im schwarz funkelnden Mazda Sportschlitten, sie am Lenker, er am Wühlen im Handschuhfach, beide am Anfang vom Ende ihrer Nerven. Ich weiß nicht warum, aber ich bin mir sicher, die wollten eigentlich rechtzeitig zu Die Luftbrücke zuhause sein, und da schmerz der Standort ja ganz besonders. Ein wenig bange wird mir beim Anblick des Normalos in seinem lindgrünen Metzgerbenz schräg vor uns. Regungslos sitzt er da, auf das Vorderheck starrend, in Gedanken wohl bei seinen Taten, die einer Gewissensprüfung nicht standhielten, stelle ich mir vor. Furchtbares kommt mir in den Sinn, kühlen Blutes begangen. Lieber nicht. Der Standsteifen kommt in Bewegung, alles deutet auf eine nahe gelegene Ausfahrt hin. Eine halbe Stunde später sind wir auf der Landstraße, nach Parchim, eine schleichende Lichterkette gegen Stillstandhass, bestaunt von ungläubigen Herrchen und Hunden am Straßenrand. Dahinten kommt die Auffahrt. Der Blinker tickt, die Drehzahl steigt, das Licht wird schwächer, und jetzt merke ich sehr schnell, dass mir langsam langweilig wird, jetzt will ich auf einmal nur noch nachhause, so schnell wie möglich. Verständlich ...
Gib Gummi!
Gib Gummi!
Menotti - 30. Nov, 14:45